Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 139.
Geschichte.
275
Die Rinder rufen's in den Gassen au-,
Den Männern rollen Thränen von den Mangen,
In Flaggen hüllt sich seftlich paus um paus;
Viktoria! Der Kaiser ist gefangen!
Viktoria! So wuchtig lag die Frucht
Vollreifen Siegs noch nie in deutschen pänden,
Seit Permann in der Teutoburger Schlucht
Roms Peer zerquetschte zwischen Felsenwänden;
Nicht Leipzig ist's, nicht Materloo sortan,
Mo deutscher Kraft ihr Bestes ist gelungen;
Dort hat es halb Europa mit gethan,
Bei Sedan haben wir's allein gezwungen.
Viktoria! so jählings lag, so tief
Der Deutschen Todfeind niemals noch darnieder,
Augustus nicht, als er verzweifelt rief:
„Gieb, Varus, meine Legionen wiederi''
Nicht König Franz, der nach paoias Strauß
Dem deutschen Ritter übergab die Mehre
lind aus der paft des Kaisers schrieb nach paus:
„Alles verloren, aber nicht die Ehre!"
Du brachtest nicht die Ehre mit ins Feld,
Du nimmst sie nicht vom Feld mit ins Gefängnis;
Ein kecker Spieler warst du, dock kein peld,
Nicht groß im Glück und klein in der Bedrängnis;
Des Siegers Mitleid, deines peeres pohn
Und deines Volkes Fluch wird mit dir gehen,
Und zürnend wird dein Mhm Napoleon
Allnächtlich neben deinem Lager stehen.
Ein Gottesurteil ist's, ein Meltgericht,
Die keins in der Geschichte Buch geschrieben:
Die Lüge bläht sich, doch besieht sie nicht,
Gott bläst darein — die Blase muß zerstieben.
Der Pharao begrub im roten Meer,
Nebukadnezar Zwang, den Staub zu essen,
Und Sanherib zerschlug mit saint dem Peer,
Ist wieder einmal zu Gericht gesessen.
Ihr aber rollt aufs neu' die Fahnen auf,
Glorreiche Pelden, deutsche Gottesstreiter I
Mit Gott voran im blut'gen Siegeslauf!
Bis hieher half er, und noch hilft er weiter!
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Varus Varus Franz Napoleon Gott Nebukadnezar Sanherib Gott
Extrahierte Ortsnamen: Viktoria Roms Leipzig Europa Sedan
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
290
Geschichte.
No. 145.
durch die ihm die deutsche Kaiserwürde zu teil geworden war, oder auf andere
freudige Ereignisfe, die er mit seinem Hause oder sonst hatte erleben dürfen,
so war es immer sein erstes, die Gnade seines Gottes zu preisen. „Giebt
es einen Menschen," rief er einmal aus, „der bekennen muß, daß er von
Gott gesegnet worden sei, so bin ich es!" Nach den schmerzlichen Erfah-
rungen im Jahre 1878, in welchem sein Leben zweimal kurz hintereinander
von Mörderhand bedroht worden war, quoll ans der Tiefe seines Herzens
wie ein Gebetswunsch für unser ganzes Volk hervor: „Die Religion muß
unsrem Volk erhalten bleiben, und insbesondere ist es eine wichtige und
schwere Aufgabe, die Jugend in aufrichtiger Gottesfurcht zu unterweisen und
mit Achtung vor den heiligen Gütern zu erfüllen." Bei dieser seiner ent-
schiedenen Stellung zu Religion und Christentum versteht es sich von selbst,
daß er auch in der regelmäßigen Teilnahme am öffentlichen Gottesdienst
seinem Volke mit gutem Beispiel voranging. Dabei wollte er in der Kirche
nicht besonders beachtet, sondern wie ein einfaches Gemeindeglied behandelt
sein. In Demut beugte er sich gleich dem Geringsten vor dem Thron der
höchsten Majestät im Himmel. Wie ihn aber eine aufrichtige, gottvertrauende
Frömmigkeit und auf Grund derselben eine unerschütterliche Festigkeit in dem
einmal als recht Erkannten, sowie eine neidlose Anerkennung fremden Ver-
dienstes zierte, so leuchtete auch eine herzgewinnende Milde aus seinem Auge.
Allen Werken und Bestrebungen, die auf Heilung der sittlichen Schäden des
Volks, auf Besserung der Lage der Arbeiter und den Frieden der Berufs-
klassen untereinander abzielten, hat Kaiser Wilhelm allezeit die wärmste Teil-
nahme zugewendet. Mit dieser Milde gegen andere verband er eine unnach-
sichtliche Strenge gegen sich selbst. Die pünktlichste Ordnungsliebe und Regel-
mäßigkeit offenbarte sich in all seinem Thun und Lassen. Seine Zeit war
genau eingeteilt und fast ganz der Arbeit gewidmet; nur des Sonntags ge-
stattete er sich etwas mehr Ruhe. Seine Mahlzeiten waren einfach und von
kurzer Dauer; dem Schlaf räumte er nur wenige Stunden ein. Seine Pflicht
voll und ganz zu erfüllen war der hellstrahlende Leitstern seines ganzen Lebens
bis in sein höchstes Alter. War es da zu verwundern, daß er überall, daheim
und in der weiten Welt, wo Deutsche wohnten, geliebt und verehrt wurde
wie kaum ein Fürst vor ihm, und daß auch die deutschen Fürsten sich aufs
bereitwilligste diesem edlen Oberhaupte unterordneten? Ja nicht einmal der
besiegte Feind vermochte ihn auf die Länge zu hassen. „Edel von Haltung,
im Antlitz Hoheit und Milde, den weißen Bart auf blühender Wange, leicht
gerührt und leicht erheitert, wenig redend und festen Sinns bei großer Güte," so
beschreibt das alte Rolandslied Karl den Großen; wie treffend können wir
mit diesen Worten auch die edle Gestalt Kaiser Wilhelms des Siegreichen zeichnen!
4. Am 22. März 1887 feierte der Kaiser, getragen von der jubelnden
Begeisterung des ganzen deutschen Volkes, seinen Geburtstag, mit dem er
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Extrahierte Personennamen: Gott Kaiser_Wilhelm Wilhelm Karl Karl Wilhelms Wilhelms
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 148.
Geschichte.
297
hielt getreulich, was er kurze Zeit zuvor nach Pforzheim geschrieben hatte
als Ausdruck des Dankes für eine goldene Feder, die ihm zur Unterzeichnung
des Friedensvertrags von dort zugeschickt worden war. „Ich darf," schrieb
er, „unter Gottes Beistand versprechen, daß die Feder in meiner Hand nichts
unterzeichnen soll, was deutscher Gesinnung und des deutschen Schwertes
unwürdig wäre." Auf der Höhe seines Lebens stand er aber in jener denk-
würdigen Stunde (am 18. Januar 1871), da er, ein echter Germane, recken-
haft und kraftbewußt, das Haupt hoch, das Auge fest und klar ans seinen
Herrn gerichtet, in der Linken den Kürassierhelm, in der Rechten die Prokla-
mationsurkuude, dem deutschen Volk seinen Kaiser zuführen durfte. Da hatte
er erreicht, wofür er jahrzehntelang seine ganze Kraft, ja selbst sein Leben
eingesetzt hatte: ein einiges deutsches Reich unter der Führung der Hohen-
zollern. Und wie war er dann auch noch in den nächsten zwei Jahrzehnten
als Kanzler des neuen deutschen Reiches unablässig bemüht, die Errungen-
schaften des blutigen Krieges durch einen andauernden Frieden zu sichern und
das Reich im Innern auszubauen! Es war am 6. Februar des Jahres 1888,
daß Bismarck im Reichstag bei der Beratung eines Gesetzes behufs Erhöhung
der deutschen Wehrkraft das Wort zur größten und berühmtesten Rede seines
Lebens ergriff. Dieselbe enthielt drei Worte weniger als 11000 und wurde
sofort in 1218 Telegrammen an 326 Orte des In- und Auslandes befördert.
„Wir Deutsche," sagte er u. a. in dieser Rede, „fürchten Gott, aber
sonst nichts in der Welt, und die Gottesfurcht ist es schon, die uns den
Frieden lieben und pflegen läßt. Wer ihn aber trotzdem bricht, der wird
sich überzeugen, daß die kampfesfreudige Vaterlandsliebe, welche 1813 die
gesamte Bevölkerung des damals schwachen, kleinen und ausgesogenen Preußen
unter die Fahnen rief, heutzutage ein Gemeingut der ganzen deutschen Nation
ist, und daß derjenige, welcher die deutsche Nation irgendwie angreift, sie
einheitlich gewappnet finden wird und jeden Wehrmann mit dem festen Glauben
im Herzen: Gott wird mit uns sein!"
An den höchsten Auszeichnungen und Belohnungen hat es Bismarck
nicht gefehlt. Bei der Eröffnung des ersten deutschen Reichstags (1871)
wurde er in den Fürstenstand erhoben und ihm der Sachsenwald bei Hamburg
als erblicher Grundbesitz geschenkt, lind als er dann im Jahr 1890 aus
seinem Amte schied, wurde er von Kaiser Wilhelm Ii zum Generaloberst mit
dem Rang eines Feldmarschalls ernannt und zum Herzog von Lauenburg er-
hoben. Seitdem genießt der große Mann in Ruhe seinen Lebensabend aus
seinen Landgütern, vornehmlich aus dem Schlosse Friedrichsruhe im Sachsen-
wald. Das deutsche Volk aber wird nie vergessen, was es der gewaltigen, gott-
gesegneten Arbeit seines ersten Kanzlers zu verdanken hat. Remppts.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Gottes Gott Wehrmann Bismarck Wilhelm_Ii Wilhelm
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Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 149. 150.
Geschichte.
301
unermüdlichen Fleisses, der Pflichttreue im kleinen wie im grossen, des
christlichen Ernstes, der aufrichtigen, ungekünstelten Frömmigkeit.
Dann wird der Segen, den Gott auf Moltke und durch ihn aufs deutsche
Volk gelegt hat, auch in Zukunft nicht fehlen.
Nach dem Reichsboten u. a.
150. Die fünfundwanffgjührige Zriedensarbeit des neuen deutschen
Reiches <1871—1896).
5int 18. Januar 1896 feierten wir das fünfundzwanzigjährige Jubiläum
des neuen deutschen Reiches. Was haben diese 25 Jahre uns gebracht?
Nach außen einen ungestörten Frieden. Dies verdanken wir der aus-
richtigen Friedensliebe der drei Kaiser, die in dieser Zeit in unsrem deutschen
Vaterlande regierten, der überlegenen Politik des Fürsten Bismarck, vor allem
seinem großen Friedeuswerke, dem Dreibund, durch welchen Deutschland, Öster-
reich und Italien sich zu gegenseitiger Hilfeleistung verpflichtet haben — nicht
für einen Angriff nach außen, sondern nur gegen Angriffe von außen —,
endlich unsern starken Rüstungen; denn „wer heutzutage den Frieden will,
muß für den Krieg gerüstet sein." Ist doch durch wiederholte Vermehrung
des stehenden Heeres wie der Landwehr und des Landsturms die Wehrkraft
Deutschlands für den Kriegsfall ans einen Bestand von mehr als drei Millionen
waffeugeübter Mannschaft gebracht. Dazu kommt eine Flotte von nahe au
100 Kriegsschiffen und 150 Torpedobooten, für welche zwei geräumige Kriegs-
häseu, in Kiel und Wilhelmshaven, gebaut wurden. Diese Kriegsflotte setzt
das deutsche Reich in den Stand, seine Angehörigen selbst in den fernsten
Weltteilen wirksam zu beschützen. Durch sie wurde es ferner möglich, an
mehreren Punkten Afrikas und ans einigen Inseln des stillen Ozeans deutsche
Kolonien zu gründen.
Zwei hochwichtige w irts ch ast lid) e Schöpfungen hat das deutsche
Reich während dieser 25 Jahre ins Leben gerufen: im Verein mit der Schweiz
und Italien den Gotthard-Tunnel, mit seinen alleinigen Mitteln den
Nordostsee-Kanal.
Die innere Politik des deutschen Reiches war in diesen 25 Jahren
vorzugsweise durch ein Zweifaches beherrscht, dnrch den sogenannten Kultur-
kampf und durch die sozialpolitische Gesetzgebung. Der erstere wurde
durch das Konzil zu Rom im Jahr 1870 veranlaßt, indem dasselbe den
Papst in Sachen des Glaubens für nnsehlbar erklärte. Infolge dessen sah
sich der Staat genötigt, seine Stellung gegen die Übergriffe der katholischen
Kirche zu sichern, und erließ zu diesem Zweck scharfe Verordnungen, die
einen heftigen Kamps zwischen Staat und Kirche ansachten, bis es dann in
den Jahren 1886 und 1887 aus Grund verschiedener gegenseitiger Zuge-
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TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Deutschlands Kiel Wilhelmshaven Afrikas Schweiz Italien Rom
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
302
Geschichte.
No. 150. 151.
ständnisse zu einem leidlichen kirchenpolitischen Frieden kam. — Die sozial-
politische Gesetzgebung aber verdankt ihre Entstehung vornehmlich den per-
sönlichen Anregungen Kaiser Wilhelms I, welcher wollte, daß durch dieselbe
„die wirklichen Härten des Schicksals, über welche die Arbeiter zu klagen
haben, gelindert werden, soweit eine christlich gesinnte Gemeinschaft solches
vermöchte." So wurden zu Gunsten der arbeitenden Klassen ans dem Wege
der Gesetzgebung besondere Vorkehrungen getroffen, wie z. B. Einrichtung
von Gewerbegerichten und von Einigungsämtern zur Schlichtung der Streitig-
keiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Beschränkung der Kinder-
und Frauen- sowie der Sonntagsarbeit, Überwachung der Arbeitsrüume und
Arbeitszeiten, Verbot der Beschlagnahme des Arbeitslohnes, Einführung der
Kranken- und Unfallversicherung, wozu dann int Jahr 1891 noch die Alters-
und Jnvaliditätsversicherung kam.
Aber auch sonstige wesentliche Verbesserungen sind durch die
Gesetzgebung und die Verfassung des deutschen Reiches in diesen 25 Jahren
geschaffen worden, wie z. B. ein allgemeines deutsches Bürgerrecht, kraft dessen
jeder Deutsche in jedem deutschen Staat ganz ebenso behandelt wird wie der
eigene Staatsbürger; Freizügigkeit durch ganz Deutschland, Gleichheit von
Münze, Maß und Gewicht, Freiheit des Warenverkehrs von einem Bundes-
staat in den andern, aber Schutz der heimischen Industrie und Landwirtschaft
gegen den Wettbewerb des Auslandes durch Grenzzölle; einheitliches Post-
und Telegraphenwesen; einheitliche Rechtspflege durch Einführung eines ge-
meinsamen bürgerlichen Gesetzbuches; Maßregeln für die Gesundheitspflege durch
Einrichtung eines Reichsgesundheitsamtes u. drgl.
Um zu diesem Ziele zu gelangen, bedurfte es einer jahrhundertelangen
Entwicklung, an welcher Fürsten und Volk gleichen Anteil haben. Um so
berechtigter ist der Wunsch, daß nunmehr nach so vielen heißen Kämpfen die
Güter und Gaben ans dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Ge-
sittung unter Gottes Beistand und unter dem Schutze eines mächtigen deutschen
Kaisers in dauerndem Frieden sich allezeit mehren mögen.
Nach K. Biedermann u. a.
151. Die Könige von Württemberg.
1. König Friedrich.
Äls im Jahr 1797 Herzog Friedrich Eugen nach kurzer Regie-
rung gestorben war, folgte ihm sein ältester Sohn Friedrich Ii,
der als Herzog von 1797 — 1803, als Kurfürst von 1803 — 1805,
als König von 1806—1816 regierte. Er war ein Mann von vor-
züglichen Geistesgaben und großer Willenskraft, in preußischen und
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelms Wilhelms K._Biedermann Württemberg König_Friedrich Friedrich Friedrich_Eugen Friedrich Eugen Friedrich_Ii Friedrich
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Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 121.
Geographie.
233
zeit beginnt, so entfalten Blätter und Blüten eine ungeahnte Pracht. Zwischen
den Ölpalmen mit ihren 3—5 in langen, schilfartigen Blättern stehen Brot-
fruchtbäume mit ihren melonenartigen Früchten; zwischen Kokospalmen schim-
mern die weißen Blüten des wilden Kaffeebaumes hindurch; im Lichte der
Sonne prangt das Grün des 20 m hohen Guttaperchabaumes, der Kaut-
schuk liefert. Von den modernden Resten abgestorbener Bäume hängen Orchi-
deen in den herrlichsten Farben herab; Schlingpflanzen ziehen sich von Baum
zu Baum, von Ast zu Ast und machen ein Eindringen in den Urwald nur
mit Messer und Beil möglich. Der Boden eignet sich zum Plantagenbau
vorzüglich, indem Kaffee, Kakao, Baumwolle, Tabak und alle Arten von
Gewürzen gedeihen.
Auch für den Jäger ist das Land ein ergiebiges Gebiet. In den Fluten
der Ströme finden sich Flußpferde, auf den Sandbänken sonnen sich Kroko-
dile, in den Sümpfen leben zahllose Waffervögel, auf den Bäumen schaukeln
sich Affen und nisten bunte Papageien. In den Wäldern treiben sich Ele-
fanten, Löwen und Leoparden umher, wenn auch nicht in großer Zahl. Schlangen
sind seltener; dagegen werden Moskitos und Anieisen für Menschen und Tiere
oft zu einer fast unerträglichen Plage. Als Haustiere halten die Einge-
borenen Schafe, Ziegen, Schweine und Hühner. Durch die Flüsse werden
sie nnt schmackhaften Fischen versorgt.
An der Spitze der Verwaltung steht ein kaiserlicher Gouverneur, der in
der Stadt Kamerun seinen Sitz hat, und dem eine Schutztruppe zur Verfügung
steht. In Viktoria und in Kribi wohnen Bezirksamtmänner, welchen die Auf-
gabe zukommt, Rechtsstreitigkeiten der Eingeborenen zu schlichten. An den
genannten Orten befinden sich auch deutsche Postanstalten, in Kamerun-Stadt
sogar eine telegraphische Verbindung mit Europa. Außerdem zeugen von
der Fürsorge der deutschen Regierung für die Bevölkerung, die, soweit sie bis
jetzt wirklich unter deutschem Einfluß steht, auf etwa eine halbe Million ge-
schätzt wird, einige Schulen, die neben den Missionsschulen unterhalten werden,
weiter verschiedene Straßen- und Hafenbauten, Versuchsplantagen, Kranken-
häuser, die auf Kosten des deutschen Reiches errichtet sind. Auch macht das
Christentum, seitdem das Land unter deutschem Schutze steht, unter den Ein-
geborenen, ans denen namentlich der Druck einer entsetzlichen Geisterfnrcht
lastet, erfreuliche Fortschritte.
4. Von Kamerun reisen wir nach der dritten Besitzung des deutschen
Reiches in Afrika, nach Deutsch -Südwestafrika, zuweilen auch Lüderitz-
land genannt zu Ehren des Bremer Großkaufmanns Lüderitz, der im Jahr 1883
daselbst zuerst einen größeren Küstenstrich mit dem Hafenplatz Angra Pequena
von einem Häuptling käuflich erworben hat. Jetzt umfaßt diese Kolonie ein
Gebiet, das etwa Istrmal so groß ist als Deutschland, im Westen vom at-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
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Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
234
Geographie.
No. 121.
lantischen Ozean, im Norden von der portugiesischen Kolonie Angola, im
Osten und Süden von Brittisch-Südafrika begrenzt. Der Sitz des Kaiser-
lichen Landeshauptmanns ist in Windhoek (sprich: Windhuk).
Das Land hat infolge seiner Höhenlage ein gesundes Klima. Am Rande
ist es jedoch öde und nur an wenigen Stellen mit Pflanzenmuchs bekleidet.
Erst im Innern findet man größere grüne Strecken in der Nähe von Quellen
und in den Thälern der Flüsse, die freilief) nur nach den seltenen Regengüssen
Wasser führen, dann aber in ungeheurer Menge. Nach solchen Wolkenbrüchen
verwandelt sich die bisherige Wüste auf kürzere Zeck in üppige Weiden, ans
denen das Gras oft über Mannshöhe emporschießt. Etwas günstiger als der
südliche Teil dieses Gebiets (das Groß-Namaland) ist der nördliche Teil (das
Hereroland) daran, sofern in diesem die Bewässerung eine regelmäßigere und
reichlichere ist. Die Gebirge enthalten wertvolle Erze, namentlich Kupfererze,
deren Ausbeutung aber durch den kostspieligen Transport zur Küste sehr er-
schwert ist.
Unter den Eingeborenen, deren Zahl im Verhältnis zu der Ausdehnung
des Schutzgebiets eine geringe ist (wohl nicht mehr als 200000), steht der
Stamm der Ovambo am höchsten, indem er Ackerbau treibt und bei ihm
auch ein geordnetes Familienleben sowie Pflege der Kranken und Alten zu
finden ist. Niederer stehen die gelbbraunen Nama oder Hottentotten und die
schwarzbraunen Herero, meist noch Hirten und Jäger; doch wirken auch
unter diesen Stämmen schon seit vielen Jahren deutsche Missionare nicht ohne
erfreulichen Erfolg.
Ii.
Deutsch-Ostafrika, unser größtes und wichtigstes Kolonialgebiet
(fast doppelt so groß als das deutsche Reich), grenzt im Osten an den indi-
schen Ozean, im Süden an die portugiesische Kolonie Mocambique und den
Nyassa, im Westen an den Tanganyikasee und den Kongostaat; im Norden
durchschneidet die Grenze den Viktoriasee.
Eingeleitet wurde die Erwerbung dieser Gebiete durch die „Gesellschaft
für deutsche Kolonisation", welche im Jahr 1884 mit eingeborenen Häupt-
lingen Kaufverträge abschloß und die erworbenen Gebiete unter den Schutz
des deutschen Reiches stellte. Im Jahr 1891 übernahm das deutsche Reich
selbst die Verwaltung des Küstengebiets sowie des Hinterlandes. Sitz der
deutschen Behörden ist Dar-es-Saläm, mit einem vortrefflichen Hafen, aber
ungesund gelegen. Von der Küste aus, die ihrer ganzen Länge nach eine
sumpfige Niederung bildet, steigt das Gebirge terrassenförmig bis zu der Höhe
unsrer Voralpen an, um in eine Hochfläche überzugehen. Dann folgen weit-
ausgedehnte Grasflächen, hinter diesen niächtige Gebirge. An der Nordgrenze
erhebt sich der 6000 in hohe Kilima-Ndscharo. Bis zu der Höhe von 1800 in
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 118. 119.
Geographie.
221
Geräten aus allen Jahrhunderten unseres Volkes und ans allen Gegenden des
deutschen Landes. Von hier aus wandern wir nach dem im Anfange des 17. Jahr-
hunderts umgebauten Rathanse, in dessen stehen gebliebenem, ursprünglichem Teile
noch Gemälde von Dürer zu schauen sind.
Auf unserem Weitergange besuchen wir die herrlichen Kirchen zu St. Lo-
renz, St. Sebaldus und unserer Liebfrauen, wo uns die Werke Peter Vischers,
des größten deutschen Erzgießers früherer Zeit, und Adam Krafts, des Bild-
hauers, erfreuen. Von da gehen wir zum Hause Dürers, zu seinem neu er-
richteten Denkmale und zu dem Grabe dieses großen Meisters aus dem Johannis-
kirchhofe. Noch mancher altehrwürdige deutsche Mann liegt hier unter riesigen
Denksteinen begraben, wobei wir nur des Meistersängers Hans Sachs ge-
denken wollen.
Und nun bergan zur Burg! Kühn und ehrsurchtgebietend thront sie auf
dem Scheitel des Sandsteinfelsens und überragt mit ihren Türmen die übrigen
Gebäude der Stadt. Verwundert schauen die steinernen Gebäude, die Zeugen einer
großen Vergangenheit, auf das emsige Treiben unter ihnen. — Siegreich trotzte
Burg und Mauer allen Stürmen des Krieges; nie fiel Nürnbergs Schloß den:
Feinde in die Hände. Hier residierten oft die Kaiser des deutschen Reiches, und
gar manches deutet auf die Herrlichkeit aus alter Zeit. Hier hatten als Burg-
grafen oder als kaiserliche Obervögte vom Jahre 1210 an die Edlen aus dem
Hanse Hohenzollern ihren Sitz, bis sie endlich zum Range deutscher Reichsfürsten
erhoben und 1417 mit der Knrmark Brandenburg belehnt wurden. Der größte
Teil des deutschen Nordens wird jetzt von ihren Nachkommen, den Königen von
Preußen, beherrscht, welche seit 1871 auch die Kaiserkrone von Deutschland tragen.
Jetzt dient die alte Feste zur Aufbewahrung von Gemälden, unter denen meh-
rere von Albrecht Dürer und Lukas Kranach, den Zeitgenossen Luthers, die be-
deutendsten sind. Nach Mayer.
119. Die wirtschaftlichen Verhältnisse Dentschtands.
^urch die wichtigen Erfindungen, welche die Kräfte des Dampfes
und der Elektrizität in den Dienst des Gewerbes und des Handels
stellten, haben alle Zweige der Erwerbsthätigkeit und alle Verkehrs-
mittel in unserem deutschen Vaterlande eine gewaltige Hebung und Ver-
besserung erfahren. Eine Vorstellung davon gewinnen wir, wenn wir
uns einzelne Beispiele in Zahlen vorführen; denn Zahlen reden, und
wenn ein ehrsamer Kaufmann oder ein Handwerker des Mittelalters
ihre mächtige Sprache vernehmen könnten, so würden sie über den
Fortschritt in Handel und Wandel sich daß verwundern.
Eine Fabrik, in welcher die Dampfkraft ihre gewaltigsten Werke
schafft, ist die Kruppsche Gußstahlfabrik in Essen, die größte, die
zurzeit auf dem Erdboden sich befindet. Sie bedeckt einen Flüchenraum
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